Welpenbesitzer in Corona Tagen
Alle sind voller Vorfreude, Kinderaugen leuchten und fragen: „Wie oft müssen wir noch schlafen, Mama?“ Es wird gelesen, mit Züchtern gesprochen und in den Einkaufswagen fallen Leine, Geschirr, Decke und Co. Natürlich darf auch der höhenverstellbare Futternapf und das allerbeste Futter nicht fehlen. Es wird diskutiert, wie er heißen soll, dieser magische Welpe, der sich uns ausgesucht hat, auf uns zu gerannt kam?
So, oder so ähnlich fangen sicherlich tausende Leben mit Hund an. Und irgendwann ist er dann da, der Tag der Abholung. Neben der Freude der Familie an dem neuen Freund, kullert die ein oder andere Abschiedsträne des liebevollen Züchters. Nach dem letzte Fragen geklärt wurden, sitzt er nun da, im Auto auf seiner Kuscheldecke, in der Box oder im Fußraum. Und nach einer Eingewöhnungszeit im neuen Zuhause startet für die meisten Hunde zwischen der achten und 12 Woche die Welpengruppe. Die neuen Hundeeltern möchten schließlich alles richtig machen und ihrem Welpen den bestmöglichen Start ermöglichen. Das Kennenlernen der Welt, viel Zeit zum spielen und die Erziehung soll auch nicht fehlen. Doch wie ist es nun in Zeiten von Corona? Was tun, wenn die Hundeschulen geschlossen sind und Menschenansammlungen gemieden werden sollen? Was tun, wenn die Innenstädte leer sind? Worauf den Welpen prägen, wenn keiner da ist?
Bekannte von mir erwarten bald einen Wurf entzückender Welpen und als ich dieser Tage mal durch die Kleinanzeigen blätterte, wurde mir klar….das Leben geht weiter…Hunde werden verkauft, werden geboren, Menschen machen sich auf die Reise in eine neue Zeit in ein Leben mit Hund.
Ich für meinen Teil bin froh gerade in diesen Zeiten Hundebesitzer zu sein. Mir geht das Herz auf, wenn ich die Hunde albern und fröhlich herumtollen sehe. Ich liebe es, sie auch mal auf der Couch zu haben, die Körperwärme und den Atem zu fühlen, sie zu streicheln und einfach immer raus zu müssen.
Was ein Zuwachs an Lebensqualität. Gleichzeitig habe ich Vorkehrungen getroffen: Was wenn ich mal in Quarantäne muss? Was passiert, wenn ich mal keine Kraft habe, weil ich krank bin? Wer kümmert sich dann im meine Hunde? Was ist, wenn ich mal sterbe? All diese Fragen habe ich mir zu Beginn meiner Hundebesitzerdlaufbahn gestellt und nun aktuell noch einmal hinterfragt. Gibt es einen Plan A, B, C? Ja!
Doch was ist mit diesem Sonderfall „Welpe in Corona Zeiten?“
Ich möchte gerne mit euch anschauen, wie und warum die Entwicklung des Welpen gefördert wird und Möglichkeiten aufzeigen, was ihr tun könnt, um euren Welpen zu unterstützen.
Der liebevolle Züchter hat dem kleinen Welpen schon Einiges für einen guten Start ins Leben mitgegeben. Begonnen hat alles mit der Partnerwahl der Eltern und dem bewussten Gestalten der Umwelt schon im Mutterbauch. Der Welpe konnte z.B. gute Erfahrungen mit Menschen sammeln, die Welt langsam und mit vielen Ruhephasen erkunden und wurde kurzen Stressimpulsen ausgesetzt, um Widerstandsfähigkeit zu entwickeln. Er bekam unterschiedliche Bewegungsangebote, z.B. Spielen auf Rasen, Klettern auf Wackelbrettern oder Erkunden von einem Tunnel. All das sorgte dafür,dass die Sinne des Welpen stimuliert und gefördert werden, so das Nervenbahnen sich immer weiter vernetzen und ausbauen konnten. Wenn Sinne nicht angesprochen werden verkümmern sie besonders im Welpenalter.
Der Grundstein des Züchters sollte nun in der neuen Familie gefestigt werden. Es ist notwendig, sich nicht auf der Arbeit des Züchters auszuruhen. Die Sozialisierungsphase ist der Zeitraum, bei dem der Welpe sich im besonderen Maße mit der belebten und unbelebten Umwelt auseinandersetzt. Sie geht ca. von der dritten bis 12ten Lebenswoche und je nach Rasse variieren die Entwicklungsphasen, so dass die sensible Phase des Lernens z.B. bei Pudeln bis zur 20ten Lebenswoche andauert.
Die Arbeit der Hundeschule beginnt nun da, wo der Welpe den Züchter verlässt. Den neuen Hundeeltern werden hier Grundlagen der Hundeausbildung vermittelt. Am Spiel der Welpen lässt sich Vieles über die Körpersprache der Tiere erlernen und es gilt gemeinsame Regeln für ein harmonisches Zusammenleben zu entwickeln. Immer so, wie es zu dem jeweiligen Mensch-Hund-Team passt. Da kommen Fragen auf: Darf mein Hund Bellen, wenn es an der Tür klingelt? Soll er den Besuch freudig begrüßen oder lieber auf seiner Decke verweilen. Wie soll der Hund sich draußen verhalten? Immer links „Bei Fuß“ oder schnuppernd vorne weg, so dass ich ihn auch gut im Blick habe?
Viele Wespenbesitzer wünschen sich eine Welpengruppe, um ihrem Hund die Möglichkeit zu geben, viel mit anderen Hunden zu spielen. Im Spiel werden lebenswichtige Fähigkeiten geübt, die Spielenden lernen ihren Körper kennen und gewinnen durch das Üben von Bewegungsabläufen an Selbstvertrauen. Nicht nur das Körpergefühl wird gefestigt, sondern auch kognitive Leistungen. Spiel hilft beim verarbeiten von Eindrücken und kann katarisch wirken. Die Welpen üben sich in ihren Umgangsformen und festigen ihr Wissen,z.B. wenn ich mein Geschwisterchen zu fest zwicke, zwickt es zurück und das tut weh.“
Auch ihr könnt das Spiel nutzen, um euren Welpen zu fördern. Achtet dabei auf ein paar Punkte:
- Auch im Spiel gilt es für den Welpen, Höflichkeitsregeln einzuhalten. Der Mensch ist weder ein Kauknochen, noch eine Hüpfburg oder ein Privatentertainer. Erwischt der kleine Kerl mal die Hände, zwickt in Hosenbeine, springt, stupst und bellt, dass es doch endlich weitergehen soll, dann unterbrecht das Spiel oder brecht das Spiel für den Moment ab. Ich weiß, die süßen Kulleraugen sind verführerisch und vielleicht sagt eine Stimme in euch: „Ach, so schlimm war das doch gar nicht.“ Jedoch seid euch bewusst, das Spiel zu unterbrechen ist kein Ausdruck von fehlender Sympathie und Zugewandtheit, sondern eine Hilfe für den Welpen, Fähigkeiten zu entwickeln, die zu einem erfüllten Leben beitragen. Welchen Hund möchtet ihr später mal neben euch sehen: Einen Hund, der in sich ruht und gelassen und heiter mit euch den Tag bestreitet) Oder einen Hund, der oft gestresst ist, Frust empfindet und andauernd an eurem Hosenbeinen klebt?
- Wie würde sich ein Beuteobjekt bewegen? Vom Jäger weg oder zum Jäger hin? Macht es Geräusche? Viele Hunde lieben Hetz- und Zerrspiele. Achtet darauf, dass sich das Spielzeug immer über dem Boden bewegt, so dass der Welpe nicht springen muss. Das schont das Knochengerüst und mach Spaß. Kurze Spieleinheiten in Kombination mit Lernaufgaben (wie z.B. kurz Spielen, Sitz sagen und das Spielzeug vom Hund weghalten, wenn der Hund Sitzt, sofort weiterspielen – kein Füttern nötig!) so wie auch Ruhephasen fördern das Körperbewusstsein, die Beziehung zum Menschen, Frusttoleranz und entspanntes Verhalten.
- Renn- und Fangspiele: Welpen lieben in der Regel Bewegung. Bewegung kann eine Motivation sein. Renn- und Fangspiele lassen sich wunderbar nutzen um das „Komm-Signal“ aufzubauen, das Apportieren zu üben und das Gehen an lockerer Leine zu trainieren. Ganz nebenbei helft ihr eurem Hund, seine Sinne zu schulen und schnell und wendig zu werden. Beachtet bitte, dass der Hund euch fangen darf, niemals jedoch ihr den Hund. So wie ein Elefant nicht lernen soll, wie stark er gegenüber uns ist, soll ein Hund nie lernen, dass er schneller ist, als wir.
- Manchmal schildern mir Hundebesitzer das Problem, dass ihr Hund z.B. gegen Abend unausgelastet wird, obwohl die Menschen tagsüber so viel mit ihm getan haben. Dann läuft der Hund durch die Wohnung, sucht Dinge, die er klauen oder zerstören kann, bellt, jault…Dann springen die Menschen auf, gehen spazieren, machen Klickerübungen, damit der Hund wieder ruhig ist. Tag für Tag das selbe Spiel. Warum ist das so? Aktive Hunderassen wie der Lagotto müssen manchmal bewusst lernen, sich zu entspannen. Lasst das Spiel oder die Aktivität aus einer Phase von ruhigem und erwünschtem Verhalten heraus entstehen, dann lernt euer Hund, das Spaß und Abenteuer entsteht, wenn er sich entspannt.
1) Der Wald als Ruhepool und Abenteuerspielplatz:
In der Frühförderung von Kindern spielt der Wald eine besondere Rolle. Es gibt so viel zu entdecken. Ja nach Tages- und Jahreszeit verändern sich die Sinneseindrücke. Für den Hund gibt es unterschiedlichste Gerüche und Geräusche zu erkunden und die verschiedenen Bodenbeschaffenheiten ersetzen ganz wunderbar die Welpenspielzeuge der Hundeschulen, solange ihr euch nicht grade den gepflasterten Radweg zum Spaziergang aussucht, sondern eher den Tobel Wanderweg:-).
2) Hundebegegnungen:
Eines der vielleicht am schwierigsten zu ersetzenden Dinge sind genügend positive Hundekontakte. Mein Tipp ist: Fragt die Hundebesitzer eurer Umgebung nach guten Orten. Meine Erfahrung ist es, dass es überall kleine „Geheim-Tipps“ gibt. Schöne Orte zum Spazierengehen, wo vermehrt nette Hunde unterwegs sind. Da ein Welpe noch nicht all zu viel laufen soll, wie wäre es da mit einer Picknickdecke und einem Buch, der Parkbank oder dem Fahrradanhänger, so das der Welpe seine Umgebung erkunden kann, zwischendurch immer wieder Ruhe- und Schlafphasen hat und erst einmal einfach nur schauen darf. Nach und nach wird er den Kontakt suchen. Es gibt keinen Grund zur übermäßigen Eile. Den Hund einfach in eine Hundegruppe zu setzen oder zu ziehen, und mal abzuwarten, wie die Hunde das unter sich klären halte ich für grob fahrlässig. Nutzt Angebote eurer Hundeschule online um Hundebegegnungen positiv selber zu gestalten und Körpersprache richtig zu deuten. Es gilt im Welpenalter, die Bedingungen für hilfreiche Erfahrungen zu schaffen und nicht den Welpen mit Erfahrungen zu überhäufen oder ihn zu isolieren. Das führt nur zu ängstlichem und nervösem Verhalten.
3) Umwelteindrücke sammeln:
Auch wenn das Leben in diesen Tagen eher zur Ruhe kommt, könnt ihr unterschiedlichste Umgebungen nutzen. z.B. Baustellen, Schnellstraßen, Scharfsherden, Pferdekoppeln, sowie das Erkunden unterschiedlicher Gegenstände und Geräuschquellen.
4) Ruhe und Erholungsphasen
„Den Welpen fördern, indem er schläft?“, fragt sich vielleicht der ein oder andere. Ja, genau! Welpen brauchen bis zu 18 Stunden Ruhephasen. Auch dann, wenn sie grade anderer Meinung sind, vielleicht sogar gerade dann, wenn sie aufdrehen und vor Energie nur so sprühen. Manchmal merkt der kleine Welpe gar nicht, wie müde er eigentlich ist. Da kann es helfen, ihn räumlich zu begrenzen. Sei des durch die positiv aufgebaute Box als Rückzugsort, das Babygitter in der Tür oder der Fuss auf der Leine, während man einfach mal wieder ein gutes Buch auf einer Parkbank ließt und die Einladung der Entschleunigung genießt.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine schöne Zeit mit eurem neuem Fellfreund. Bei Fragen stehe ich euch gerne zur Seite.
Anna Thomas – März 2020